FDP-EN in der Henrichshütte

Für das diesjährige Sommerfest hatte sich der FDP-Kreisverband Ennepe-Ruhr auf Einladung von Arne Hermann Stopsack das LWL-Museum Henrichshütte ausgesucht. Dort konnte der Vorsitzende Michael Schwunk am letzten Wochenende über 30 Personen begrüßen. Dazu gehörten u. a. die lokale FDP-Bundestagsabgeordnete Katrin Helling-Plahr sowie Anna Neumann als Mitglied im Landesvorstand der FDP-NRW.

 

Den Auftakt machte eine gut zweistündige Führung über das weitläufige Gelände, wobei der Führer einen besonderen Fokus auf die Technik der Anlage legte. Besonders beeindruckend ist natürlich immer ein Gang auf die oberste Ebene des Hochofens, von wo aus man einen phantastischen Blick auf das Ruhrtal hat.

 

Nach der ausführlichen Führung hielt Arne Hermann Stopsack als Vorsitzender der FDP-FW-Fraktion im LWL einen kurzweiligen Vortrag über die Geschichte des LWL, wobei er einen besonderen Schwerpunkt auf den preußischen Provinzialverband Westfalen als Vorgänger legte und dabei aufzeigte, welche der Aufgaben heute noch von den Landschaftsverbänden wahrgenommen werden.

 

Der Abschluss fand dann bei guten Gesprächen und einem zünftigen Imbiss, zu dem natürlich auch eine Currywurst gehörte, in der Museumsgastronomie statt.

 

Die Geschichte der Henrichshütte ist beispielhaft für Entstehung, Entwicklung und Niedergang der Schwerindustrie im Ruhrgebiet: Erz, Kohle und ein Fluss verlockten 1854 einen Adeligen aus dem Harz zur Firmengründung an der Ruhr. 150 Jahre lang wurde auf dem nach ihm benannten Hüttenwerk Eisen und Stahl erzeugt, gegossen, geschmiedet und gewalzt. Dort stand auch der älteste Hochofen im Revier; Zur Blütezeit arbeiteten 10.000 Menschen in dem Werk nahe der Ruhr.

 

Die Henrichshütte hatte während ihres Bestehens mit zwei grundsätzlichen Problemen zu kämpfen: Zum einen war dies der begrenzte Raum, der ihr zwischen der Ruhr und dem Hattinger Ruhrhang zur Verfügung stand; größere Erweiterungen des Werks waren dadurch nicht möglich. Einzig in den 1950er Jahren wurde durch die Verlegung des Ruhrflussbettes ein größeres Stück zum Werksgelände hinzugefügt. Zum anderen war dies die schlechte Verkehrsanbindung, dabei vor allem das Fehlen eines schiffbaren Gewässers, weshalb die Rohstoffe nur auf dem Schienenweg nach Hattingen gelangen konnten. Dem setzte die Henrichshütte eine Spezialisierung auf die Herstellung von hochqualitativen Einzelstücken entgegen, was den Betrieb über viele Jahrzehnte rentabel hielt.

Anfang 1987 gab die Thyssen Stahl AG die Stilllegung der Hochöfen, der 4,2m-Grobblechstraße, des Elektrostahlwerks und der Stranggießanlage sowie die Einstellung des Ausbildungsbetriebs auf der Henrichshütte bekannt. Das bedeutete das drohende „Aus“ für die Hütte und den Verlust von knapp 3.000 Arbeitsplätzen und des Großteils der in Hattingen verfügbaren Lehrstellen. Mit Bekanntwerden der Stilllegungspläne entstand eine von allen Schichten der Hattinger Bevölkerung getragene Protestbewegung, die einfallsreich und in vielfältiger Form auf die drohende Schließung und den Verlust der Arbeitsplätze aufmerksam machte. Sie erzeugten öffentliche Aufmerksamkeit und führten zu sozialverträglichen Lösungen beim Abbau der Arbeitsplätze, verhinderten aber nicht das Ende der Henrichshütte.

 

Mit dem letzten Abstich wurde am 18. Dezember 1987 nach 133 Jahren in Hattingen die Roheisenerzeugung eingestellt. Mit der Stilllegung der Hochöfen und des Walzwerks gingen die über Jahrzehnte entwickelten und bewährten Vorzüge eines integrierten Hüttenwerks verloren. So brachte die Übernahme von Blasstahlwerk, Schmiede und Bearbeitungswerkstätten durch die neu gegründete Vereinigte Schmiedewerke Gesellschaft 1988 nur einen kurzen Aufschub. 2004 schloss mit der Schmiede der letzte Feuerbetrieb.

 

Der Landschaftsverband Westfalen Lippe (LWL) hat das Areal des Hüttenwerkes mitsamt dem Inventar 1989 übernommen. Vor der Sprengung im Jahre 2005 konnten auch einige Objekte des benachbarten Stahlwerks “gerettet” werden, darunter Konverter, Gussstücke oder Kokillen. Hochofen 2 wurde demontiert und in China wieder aufgebaut. Der erhalten Hochofen 3 ist der älteste noch erhaltene Hochofen im ganzen Ruhrrevier. Während das eigentliche Hüttenwerk zu einem Museum ausgebaut wurde, entstand auf der anderen Straßenseite auf dem Gelände des Stahlwerks der sogenannte HenrichsPark, ein Baugebiet mit Gewerbe-, Dienstleistungs- und Freizeitansiedlungen.



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