Dr. Falk Burchard wurde in den Ruhestand verabschiedet und Übergabe des Staffelstabes an Dr. Robert Waltereit
Rund 150 Gäste haben das Symposium „Leuchttürme“ des Klinikums Marsberg des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL), Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, besucht. Das Symposium bestand aus einem Festakt und einem Fachteil. An dem Festakt nahm für die FDP-FW-Fraktion Arne Hermann Stopsack als Fraktionsvorsitzender und Mitglied im Gesundheits- und Krankenhausausschuss des LWL teil.
Im ersten Teil hat Dr. Falk Burchard, langjähriger Chefarzt der Kinder- und Jugendpsychiatrie sowie stellvertretender Ärztlicher Direktor, symbolisch den Staffelstab an seinen Nachfolger Privatdozent Dr. Robert Waltereit, der bereits seit einiger Zeit die Position des Ärztliches Direktors und Chefarztes innehat, übergeben. Das Symposium „Leuchttürme“ verdankt seinen Namen dem Bezug zu inhaltlichen Schwerpunkten der Marsberger Kinder- und Jugendpsychiatrie.
Dr. Georg Lunemann, der Direktor des LWL, hat das Motiv in seiner Rede aufgegriffen: „Leuchttürme im Rahmen von Dr. Burchards chefärztlichen Tätigkeiten waren die Entwicklung und Implementierung eines standardisierten und wissenschaftlich begleiteten ADHS-Screenings vor der Einschulung. Auch die systematische Öffnung der Ambulanzen in der Kinder- und Jugendpsychiatrie (KJP) für Kinder, die bei Schuleingangsuntersuchungen auffällig wurden, hat Dr. Burchard in Zusammenarbeit mit den Gesundheitsämtern der Landkreise unserer Region ermöglicht.“ Ein weiteres Verdienst sei die Entwicklung und Implementierung eines Gesamtversorgungskonzepts mit gut geregelten Übergängen für die gesamte Versorgungsregion im Hochsauerlandkreis und der Kreise Höxter und Paderborn.
Als erste KJP bundesweit wurde die „dialektisch-behaviorale Therapie“ (DBT) noch von Burchards Vorgänger in Marsberg etabliert und von ihm weiter gefördert. Lunemann betonte: „Dr. Falk Burchard war schon immer ein innovativer Vordenker. Die Gründung des Bündnisses Mediensucht, bevor Mediensucht überhaupt ein Thema war, und die Rolle als Mittler zwischen dem medizinischen und schulischen System durch die gezielte Kooperation mit der Schulsozialarbeit sind nur zwei Beispiele.“
Ein weiteres Beispiel sei sein Wirken im Bereich der Jugendforensik. „Dr. Burchard hat sich mit erfolgreichen Behandlungen von sogenannten Systemsprengern einen Namen gemacht“, so Lunemann. „Wir als LWL tragen durch unsere Größe auch eine Verantwortung zur Gestaltung von Psychiatrie und Psychiatriepolitik. Dank solcher starken Persönlichkeiten wie Dr. Burchard ist das auch möglich.“
In der anschließenden Talkrunde würdigten Dr. Karl Schneider, Landrat des Hochsauerlandkreises, Christoph Rüther, Landrat des Kreises Paderborn, und Klaus Rosenkranz, als allgemeiner Vertreter des Bürgermeisters von Marsberg, das Wirken Burchards als engagierten Modernisierer der psychiatrischen Versorgung junger Menschen. Sie betonten gleichzeitig die Herausforderungen an seinen Nachfolger Waltereit angesichts des Fachkräftemangels in der Region
Burchard blickte in seinem Beitrag auf 20 Jahre der stetigen Veränderungen in der Kinder- und Jugendpsychiatrie zurück – eine lange Entwicklung vom St. Johannesstift über die Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik bis hin zum Zusammenschluss mit der Klinik für Psychiatrie Psychotherapie und Psychosomatik, zum LWL-Klinikum Marsberg. „In der gesamten Zeit war mir eine Fehlerkultur, die Fehler zum Anlass nimmt daraus zu lernen, wichtig, sowie die Bereitschaft, das eigene Verhalten zu hinterfragen“, betonte Burchard.
Waltereit erweiterte das Leuchtturm-Motiv durch das Bild des Schiffes. „Als Hamburger sehen Falk Burchard und ich uns gerne in der Rolle des Kapitäns. Nur mit einer guten Mannschaft lässt sich ein Schiff jedoch auch steuern. Ein Schiff bedarf ferner ständiger guter Pflege und Modernisierung, um seetüchtig zu bleiben. Ich danke Falk Burchard für 20 Jahre erfolgreiche Leitung der Marsberger Klinik.“
Waltereit ergänzte die bisherigen „Leuchttürme“ Jugendforensik und DBT um eine nochmalige Verstärkung der Ausbildungs- und Attraktivitätsfaktoren für Mitarbeitende, den neuen Fokus Adoleszentenpsychiatrie sowie Forschung.
Der Fachteil stand im Zeichen der Forschung. Prof. Renate Schepker (Weissenau/Ulm) gab Einblicke in aktuelle Versorgungsstrukturen im Jugendmaßregelvollzug. Prof. Martin Holtmann (LWL-Universitätsklinik Hamm) referierte zur Affektiven Dysregulation. Prof. Frank Häßler (Rostock) berichtete zu aktuellen Trends in der Psychopharmakotherapie bei Intelligenzminderung. Prof. Sarah Hohmann (Hamburg) präsentierte neue Konzepte für kooperative Versorgungsangebote für Jugendliche und junge Erwachsene. Der neue Ärztliche Direktor Waltereit schloss den Fachteil ab mit einem Vortrag zur von ihm bereits in Marsberg etablierten Forschung.
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