Lebendige Quartiere – gelebte Inklusion

Arne Hermann Stopsack (li.) und Siegbert May (re.)

Beim Thema Inklusion denken die meisten Menschen nur an Schule und dort an das gemeinsame Unterrichten von Kindern mit und ohne Behinderung. Doch Inklusion ist viel mehr als nur Schule: eine inklusive Gesellschaft bemüht sich, allen Menschen Teilhabe in allen Bereichen des Lebens zu ermöglichen.

Dazu gehört insbesondere, dass Menschen mit Behinderungen innerhalb der (Stadt-) Gesellschaft wohnen können. In den letzten Jahren ist es immer mehr gelungen, dass Menschen aus den großen (Behinderten-) Einrichtungen in eigene Wohnungen ziehen können. Dazu sind natürlich etliche Herausforderungen zu meistern, ob nun im baulichen Bereich oder bei der Frage der Assistenz im Alltag.

Und diesen Prozess zu fördern, hat der LWL zum zweiten Mal ein Programm von 10 Mio. Euro aufgelegt, mit dem neue Wohnformen entwickelt, unterstützt und umgesetzt werden können. In den nächsten fünf Jahren sollen 15 neue Wohnprojekte in Westfalen-Lippe entstehen, die für etwa 10-15 Menschen mit Behinderung und vergleichsweise höherem Hilfebedarf ein selbstständiges Wohnen ermöglichen. Wichtig ist dabei auch die wissenschaftliche Begleitung, um Erkenntnisse zu gewinnen und diese Erfahrungen weiter zu geben, damit auch weitere Investoren für dieses Thema gewonnen werden können.

Abgewickelt wird das Programm über die SeWo. Die Selbstständiges Wohnen (SeWo) gem. GmbH ist eine Tochtergesellschaft des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL). Ziel der SeWo ist die Förderung und Unterstützung von Wohnprojekten, die das selbständige, ambulant unterstützte Wohnen von Menschen mit vergleichsweise höheren Hilfebedarfen ermöglichen. Die SeWo plant und baut die neuen Immobilien in enger Abstimmung mit den ausgewählten Trägern. Die SeWo ist somit Investor und Vermieter, die Träger sind Anbieter der ambulanten Betreuung und können für zwei Jahre eine Förderung für eine Fachkraft für die Quartiers- und Teilhabegestaltung erhalten.

Zwei Schwerpunkte setzt die SeWo mit dem neuen Programm zum Selbstständigen Wohnen:

  1. Technikunterstützung durch Ambient/Active Assisted Living (AAL)-Systeme, die es ermöglicht, dass mehr Menschen mit Behinderungen selbstständig und sicher in der eigenen Wohnung leben können. Dabei können u.a. moderne Hausautomations- und Gebäudetechniken verbunden und über Schnittstellen, z. B. für Notrufsysteme oder soziale Dienstleistungen, entsprechend der Bedarfe der Menschen mit Behinderung über individuelle Hilfsmittel bedienbar gemacht werden.
  2. Einbindung in vorhandene oder sich neu entwickelnde Quartiere, Nachbarschaften und Gemeindestrukturen mit dem Ziel, soziale Teilhabe und Partizipation zu ermöglichen und die Strukturen vor Ort aktiv mitzugestalten und inklusiver zu entwickeln.

Bei dem Ideenwettbewerb wurden insgesamt 44 Projekte eingereicht; eine Jury wählte 15 Projekte davon aus.

In dieser Woche nun wurden bei einer Auftaktveranstaltung in der Speicherstadt in Münster diese 15 ausgewählten Projekte vorgestellt und ein erster Erfahrungsaustausch ermöglicht. Der sozialpolitische Sprecher der FDP-FW-Fraktion Siegbert May und der Fraktionsvorsitzende Arne Hermann Stopsack nahmen an der Veranstaltung teil. Beide zeigten sich beeindruckt, welche technischen Möglichkeiten heute schon ein selbstbestimmtes Leben ermöglichen und unterstützen und begrüßen, dass der LWL sich hier Schrittmacher für inklusives Wohnen profiliert. Als besonders wichtig erachten sie eine ehrliche wissenschaftliche Begleitung der einzelnen Projekte, damit nachhaltige Effekte erzielt werden können.

 



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