Die globale Box: LWL-Museum Schiffshebewerk Henrichenburg zeigt Ausstellung über Container
Am Samstag, 12. April, wurde im Schiffshebewerk Henrichenburg (Waltrop) von LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger die Ausstellung „Container. Die globale Box“ eröffnet. An dieser Veranstaltung nahm für die FDP-FW-Fraktion im LWL der Vorsitzende Arne Hermann Stopsack teil.
Nach der Ansprache der Landesrätin stand eine Talkrunde mit folgenden Gästen auf dem Programm: Nils Haupt (Hapag-Lloyd AG), Robert Stahlschmidt (Gebrüder Weiss GmbH), Rüdiger Knop (Hase Bikes), Dr. Arnulf Siebeneicker (Leiter des LWL-Museums Schiffshebewerk). Dabei ging es u. a. ganz konkret um die Funktion, den Einsatz und die Organisation von Containern in der Lieferkette, dargestellt an der Herstellung eines hochwertigen Fahrrades.
Die neue Ausstellung lädt dazu ein, die vielen Facetten der „globalen Box“ zu entdecken. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) zeigt sie ein Jahr lang, bis zum 12.04.2026. in seinem Waltroper Museum.
Die Ausstellung schlägt eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen den historischen Wurzeln des Gütertransports und den modernen Entwicklungen, die unsere Welt prägen. 90 Prozent aller zwischen den Kontinenten gehandelten Güter werden heute auf Container-Schiffen transportiert.
Eigens für die Ausstellung wurden am Oberwasser 15 Container zu einem fünfstöckigen, treppenartigen Gebäude mit dem Namen „Global Steps“ zusammengesetzt. In seinem Erdgeschoss, im Hafengebäude, auf dem Ausstellungsschiff „Ostara“ und auf dem Außengelände informieren Objekte, Texte, Fotos, Filme und Grafiken über die Geschichte des genormten Behälters, den Transport der Boxen zu Wasser und an Land, über Arbeiten an Bord, globale Warenströme und Lieferketten, Schmuggel und Havarien, aber auch den Einsatz von Containern in Architektur und Kunst. Mitmachstationen laden dazu ein, selbst aktiv zu werden. So können Gäste an einer virtuellen Container-Brücke mit Original-Bildern aus einem Duisburger Terminal ihr Geschick beim Laden und Löschen ausprobieren.
Sehr viele Dinge, die wir besitzen – sei es das Smartphone, die Jeans oder die Küchenmaschine – haben schon einmal in einem Container gesteckt. Damit spielt die globale Box auch eine wichtige Rolle in unserem Alltag. Die Ausstellung folgt den Spuren der Container in allen Lebensbereichen. Sie zeigt, wie die Transportbehälter den internationalen Handel radikal vereinfacht und beschleunigt haben, beleuchtet aber auch die Schattenseiten dieser dynamischen Entwicklung.
Als der amerikanische Unternehmer Malcom McLean 1956 erstmals ein Schiff voller Container auf die Reise schickte, konnte niemand ahnen, dass diese simple Stahlbox innerhalb weniger Jahrzehnte sowohl den Transport wie auch die Produktion der Weltwirtschaft auf den Kopf stellen würde. Heute sind 30 Millionen Container rund um den Globus unterwegs.
Eine besondere Geschichte erzählt das Museum im Hafengebäude. Besucherinnen und Besucher können anhand von Fotos und Grafiken die 37.000 Kilometer lange Reise eines Containers mit Fahrradrahmen und weiteren Bauteilen für die Firma Hase Bikes vom Produktionsort in Taiwan über die Verschiffung in Kaohsiung, die Weiterfahrt auf Seeschiffen über Singapur nach Rotterdam, den Umschlag auf ein Binnenschiff nach Duisburg und die „letzte Meile“ per PKW nach Waltrop begleiten. Genau 95 Tage hat diese Reise im Frühjahr 2024 gedauert. Die Reise zeigt, wie Container-Logistik funktioniert. Hase Bikes und die beteiligten Speditionen und Reedereien haben eng mit dem Museum zusammengearbeitet, um die Transportkette so vollständig wie möglich darzustellen.
Die Idee hinter der Transportbox ist so genial wie simpel. Anstatt klassisches Stückgut, also Kisten, Säcke oder Paletten, zu verladen, wurden sie in größeren Boxen zusammengefasst, so umgeschlagen und transportiert. Das sparte viele Handgriffe und Verwaltung und damit Zeit und Geld. Der Clou der Box liegt nicht in der Konstruktion, sondern in der weltweiten Durchsetzung einer entsprechenden Norm, der ISO 668. Der Standardcontainer passt überall auf Schiffe, Züge und Lastwagen.
1956 schickte der amerikanische Unternehmer Malcom McLean das erste mit Containern beladene Frachtschiff auf die Reise von Newark in New Jersey nach Houston in Texas. Zehn Jahre später erreichte mit der „Fairland“ der erste derartige Frachter in Bremen einen deutschen Hafen. Ab dann verlief die Entwicklung rasant. Wie stark der Umbruch war, verdeutlicht ein Blick auf die Vor-Container-Zeit in der Waltroper Ausstellung. Wenn um 1950 ein Schiff im Hafen einlief, erwachte eine ganz eigene, sehr geschäftige und inzwischen beinahe vergessene Welt zum Leben. In Hamburg waren 16.000 Hafenarbeiter tätig. Sie gingen heute fast ausgestorbenen Berufen wie Winschmann, Lukenvize oder Tallymann nach. Heute beschäftigen die Terminals noch 5.000 Menschen. Die meisten Schuppen und Lager wurden überflüssig. Transportpreise spielen seitdem bei der Produktion von Waren praktisch keine Rolle mehr.“
Fotoserien auf dem Ausstellungsschiff „Ostara“ zeigen die heutige Arbeitswelt und den Alltag an Bord der Container-Schiffe – an Deck, auf der Brücke, im Maschinenraum und in der Küche. In der unteren Etage des Containerbaus „Global Steps“ geht es um den Einsatz der standardisierten Boxen in der Architektur, denn längst haben Planer die modularen, stabilen und überall verfügbaren Boxen als preisgünstige „Bausteine“ für Wohn – oder Kulturbauten entdeckt.

