Der LWL verleiht seinen Karl-Zuhorn-Preis an Philipp Cirkel aus Dortmund und Dr. Ludwig Brandes aus Hagen

 

 

Philipp Cirkel aus Dortmund und Dr. Ludwig Brandes aus Hagen haben am 4. Juli aus den Händen von LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger entgegengenommen. Den mit jeweils 10.000 Euro dotier­ten Karl-Zuhorn-Preis für westfälische Landes­forschung hat der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) im LWL-Museum Zeche Zollern in Dortmund verliehen. Bei der Verleihung waren auch der kulturpolitische Sprecher der FDP-FW-Fraktion im LWL Alexander Arens sowie LWL-Landesrat Urs Figger zugegen.

Philipp Cirkel erhält den Preis für seine Erforschung von Regiolekten in Westfalen-Lippe am Beispiel des Ruhrdeutschen. Brandes wird für seine ehrenamtlichen Forschungen zu den niederdeutschen Mundarten des südwestfälischen Raumes Breckerfeld – Hagen – Iserlohn ausgezeichnet. „Beide Preisträger haben mit ihrer jeweils thematisch-fachlichen Kompetenz auf dem Gebiet der regionalen Sprache einen wesentlichen Beitrag für die Landeskunde Westfalen-Lippes geleistet. Sie beschäftigen sich intensiv mit verschiedenen wissenschaftlichen Fragestellungen und haben Freude an der Vermittlung dieses Wissens“, sagte LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger.

„Philip Cirkel hat sich als Nachwuchswissenschaftler den noch unzureichend erforschten Sprechweisen im Ruhrgebiet zugewandt. Indem er quantitative Analysen auf breiter empirischer Basis mit tiefenscharfen qualitativen Beobachtungen verbindet und subjektive mit objektiven Sprachdaten zusammendenkt, gelingt ihm ein wegweisender Zugang zur Erforschung des Ruhrdeutschen“, so Rüschoff-Parzinger. „Wir freuen uns sehr, ihm dafür den Karl-Zuhorn-Preis 2024 in der Kategorie Nachwuchsförderung zu verleihen.“

Für seine Masterarbeit „Subjektive Sprachräume am Rande des Ruhrgebiets“ legte Cirkel eine Fallstudie für den Raum Dorsten vor, in der er das örtliche Ruhrdeutsch auf empirischer Grundlage erforschte. Sein Promotionsprojekt „Kasus im Ruhrdeutschen. Eine grammatische und soziolinguistische Analyse“ werfe ein neues Licht auf grammatische Merkmale des Ruhrdeutschen, so Rüschoff-Parzinger.

Der 1991 in Dorsten geborene Cirkel lebt heute in Dortmund. Er studierte Linguistik mit Schwerpunkt Psycholinguistik an der Universität Düsseldorf und Angewandte Sprachwissenschaft an der Universität Münster. Seit November 2019 ist Cirkel wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl Linguistik des Deutschen an der Technischen Universität Dortmund. Im Juni 2020 hat er dort ein Promotionsstudium im Fach Germanistik aufgenommen.

„Als Anerkennung für seine langjährige Forschungstätigkeit im Bereich der westfälischen Mundartforschung mit dem Schwerpunkt im märkischen Sauerland und für sein unermüdliches Engagement bei der wissenschaftlichen Dokumentation der Dialektgrammatik und des landwirtschaftlichen Wortschatzes in Südwestfalen verleihen wir Dr. Ludwig Brandes den Karl-Zuhorn-Preis 2024 in der Kategorie Ehrenamtliche Forschung“, so Rüschoff-Parzinger. „Der Einsatz und die Leistungen von Dr. Ludwig Brandes für die sprachliche Landeskunde sind herausragend. Seine Dokumentationen zum märkischen Platt haben bleibenden Wert.“

Brandes‘ Interesse gilt dem Dialektschwund. Diesem „bedrohten“ Kulturgut und dessen Dokumentation widmete er zahlreiche Befragungen von Landwirten im märkischen Sauerland, die er vor allem Ende der 1990er Jahre durchführte. Dies geschah neben seiner beruflichen Tätigkeit als Gymnasiallehrer. Aus der so entstandenen Wortsammlung zum märkischen Platt erarbeitete er ein 511 Seiten umfassendes Wörterbuch. Dieses Buch liefert in zweifacher Weise eine Ergänzung zu den vorhandenen Wörterbüchern: Zum einen konzentriert es sich auf den landwirtschaftlichen Wortschatz. Zum anderen stellt die Arbeit von Brandes kein alphabetisches Wörterbuch dar, in dem die Wörter isoliert dargestellt werden, sondern ein nach Sachgruppen geordnetes.

Der 1936 in Hagen geborene Brandes lebt heute in Köln. Er hat seine Kindheit auf dem Land verbracht und wuchs dort mit dem Plattdeutschen auf, das er als eine im Schwinden begriffene Sprache kennenlernte. Brandes studierte von 1956 bis 1962 Romanistik, Anglistik und allgemeine Sprachwissenschaft in Göttingen, Lüttich und London. Danach arbeitete er an Hagener Gymnasien als Gymnasiallehrer, ab 1973 als Studiendirektor. Nach seiner Pensionierung im Jahr 2000 widmete er sich der niederdeutschen Philologie und promovierte 2011 bei Prof. Dr. Hermann Niebaum in Groningen (Niederlande).

Der Karl-Zuhorn-Preis wird seit 1979 verliehen. Der LWL-Wissenschaftspreis ist zweigeteilt und jeweils mit 10.000 Euro dotiert. Die Auszeichnung wird jährlich an Forschende gleicher Fachrichtung in den Kategorien Nachwuchsförderung und ehrenamtliche Forschung verliehen. Der Forschungsgegenstand muss einen Westfalenbezug aufweisen und relevant für die westfälische Landeskunde und Geschichte sein. Veranstaltungen wie Vorträge der Preisträger:innen sollen dazu beitragen, den Preis in der Region zu verwurzeln. Die Preisträger:innen des Karl-Zuhorn-Preises werden vom Rat für westfälische Landeskunde vorgeschlagen und vom LWL-Kulturausschuss beschlossen. In der Kategorie Nachwuchsförderung sollen junge Wissenschaftler:innen unterstützt werden. In der Kategorie ehrenamtliche Forschung kann sowohl die gesamte bisherige Forschung als auch eine einzelne Arbeit oder ein Projekt ausgezeichnet werden.

 



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