Wahl eines Landesrates und 1250 Jahre Westfalen

 

Am vergangenen Donnerstag tagte im Landeshaus des LWL in Münster die Landschaftsversammlung, also das Westfalenparlament.

Dabei ist Dr. Emanuel Wiggerich (41) auf Vorschlag der Fraktionen von CDU, Grünen und FDP-FW zum neuen Dezernenten für Krankenhäuser und Gesundheitswesen beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) gewählt worden. Die Abgeordneten der LWL-Landschaftsversammlung stimmten mit 102 Stimmen (bei 8 Gegenstimmen und drei Enthaltungen) für den derzeitigen Leiter des Gesundheitsamtes der Stadt Oberhausen. Für die FDP-FW-Fraktion gratulierten Arne Hermann Stopsack und Prof. Dr. Thomas Reinbold, die im Gesundheits- und Krankenhausausschuss eng mit ihm zusammen arbeiten werden und wünschten viel Erfolg sowie eine glückliche Hand für die neue Aufgabe.

Wiggerich wird damit Nachfolger von Prof. Dr. Meinolf Noeker, der am 1. November 2024 in den Ruhestand treten und sein Amt dann an Wiggerich übergeben wird. Noeker steht seit 2012 an der Spitze des LWL-PsychiatrieVerbundes Westfalen. Der neue LWL-Krankenhausdezernent ist für acht Jahre gewählt.Dr. Emanuel Wiggerich ist Facharzt für Öffentliches Gesundheitswesen, Facharzt für Allgemeinchirurgie und Notarzt. Wiggerich wurde 1983 in Essen geboren. Er studierte Humanmedizin an der Universität Duisburg-Essen sowie Management an der Fern-Universität Hagen. Nach seiner Approbation als Arzt 2008 arbeitete er an verschiedenen Kliniken. Von September 2011 bis März 2017 war Wiggerich Amtsarzt im Kreis Soest und in der Stadt Dortmund. Von 2016 bis 2021 hatte er einen Lehrauftrag bei der Deutschen Hochschule für Gesundheit und Sport in Berlin. Seit August 2020 war er Ärztlicher Referent für Hygiene und Infektionsschutz sowie Leiter des Teams Lehre bei der Akademie für Öffentliches Gesundheitswesen in Düsseldorf. Seit Anfang 2022 ist er Leiter des Bereichs Gesundheit der Stadt Oberhausen.Wiggerich ist darüber hinaus aktiv als Sachverständiger für den Deutschen Städtetag im Beirat des Bundesministeriums für Gesundheit zur Beratung zukunftsfähiger Strukturen im Öffentlichen Gesundheitsdienst, ständiger Gast im Gesundheitsausschuss des Städtetags NRW, Vorsitzender des Landesverbandes der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes NRW und erster stellvertretender Vorsitzender des Bundesverbandes der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes. Dr. Emanuel Wiggerich ist verheiratet und lebt mit seinem Mann in Unna.

Der LWL-PsychiatrieVerbund Westfalen (LWL-PV) umfasst unter anderem 14 Kliniken, zehn Wohnverbünde, sechs Pflegezentren und fünf Klinikschulen. Rund 12.000 Beschäftigte sorgen jährlich mit mehr als 220.000 Behandlungen für Menschen mit psychischen Erkrankungen oder geistigen Behinderungen. Mit rund 6.500 Betten und Plätzen bildet der LWL einen Grundpfeiler der psychiatrischen Versorgung für die 8,4 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner in Westfalen-Lippe.

Dass es Westfalen seit 1250 Jahren gibt, will der Landschaftsverband Westfalen-Lippe 2025 mit einer großen Sonderausstellung in Paderborn und mit einem westfalenweiten Kulturprogramm feiern. Das hatten die LWL-Abgeordneten vor einem Jahr beschlossen. Dr. Georg Lunemann, der Direktor des LWL, erinnerte in der Landschaftsversammlung in Münster daran, dass man mit dem Jubiläum „einen deutlichen Akzent zur Reflexion über Geschichte und Gegenwart der Region“ setzen wolle. Das Interesse sei bereits groß: „Noch nie hatten wir so viele Förderanträge für Jubiläumsprojekte aus ganz Westfalen.“

Die Ausstellung im LWL-Museum in der Kaiserpfalz in Paderborn werde ab Mai 2025 den zentralen Ort Westfalens in der Karolingerzeit als Ausgangspunkt nehmen, um die Eigen- und Fremdwahrnehmung der Region in verschiedenen Epochen in den Mittelpunkt zu stellen, so der Chefarchäologe des LWL, Prof. Dr. Michael Rind, vor den Abgeordneten. Die „Ankerausstellung“ spanne mit Exponaten aus ganz Westfalen und darüber hinaus den Bogen von der ersten Nennung Westfalens während der Sachsenkriege Karls des Großen bis zur Neuordnung Europas beim Wiener Kongress 1815. Rind: „Wir werden in unserer Ausstellung quasi über Wanderwege durch Westfalens Geschichte führen.“ Am Ende der Ausstellung befasse sich ein Epilog mit der Zukunft der Region.Der Leiter des LWL-Instituts für westfälische Regionalgeschichte, Prof. Dr. Malte Thießen, stellte die Vielseitigkeit Westfalens in den Mittelpunkt seines Vortrags: „Wenn ein Hamburger ‚Import-Westfale‘ wie ich die Geschichte betrachtet, ist die Vielfalt Westfalens wirklich außergewöhnlich.“ Die Chancen und Schwierigkeiten moderner Gesellschaften seien nirgendwo so gut sichtbar wie hier.

Der Historiker machte seine These an Beispielen fest. So spiele das Verhältnis zwischen Mensch und Umwelt in Westfalen seit dem 18. Jahrhundert eine Rolle, als Holz ein wichtiger Rohstoff wurde. Noch deutlicher wurde das Spannungsfeld laut Thießen während der Industrialisierung mit ihrem „unbändigen Fortschritts-Optimismus“ aber auch mit ihren Zukunftsängsten. Der Strukturwandel in Westfalen habe schon früh auch positive Lerneffekte gehabt.

Ein weiteres Spannungsfeld sei die Vielfalt der Regionen und damit der Gegensatz von Stadt und Land. Was heute der Streit um Glasfasertrassen und Mobilfunknetze sei, war im 19.  Jahrhundert das Ringen um den Eisenbahn-Anschluss für den eigenen Ort – der Kampf um Infrastruktur und „gleichwertige Lebensverhältnisse“ in der Stadt und auf dem Land. Thießen: „Die vielseitige Landschaft galt immer als Mahnung, dass eine Gesellschaft fairer funktioniert, wenn man für ‚Flächengerechtigkeit‘ sorgt.“

 



Symbol zurückAlle Meldungen

Symbol Info
Cookie Consent Banner von Real Cookie Banner