FDP-FW-Fraktion trauert um Dr. Wolfgang Pittrich

Foto: LWL

Die FDP-FW-Fraktion im LWL trauert um den ehem. Landesrat Dr. med. Wolfgang Pittrich, der am 25. März im Alter von 85 Jahren verstorben ist. Bis zu seiner Pensionierung 2003 war Dr. Pittrich fast ein Vierteljahrhundert beim LWL beschäftigt, zuletzt als Gesundheitsdezernent und dies zu einer Zeit, als der Gesundheitsdezernent auch für die forensischen Kliniken zuständig war. Zum Landesrat wurde er auf Vorschlag der FDP gewählt.

 

Während seiner aktiven Zeit gehörte er zu den profiliertesten Verfechtern moderner Psychiatrie, insbesondere der forensischen Psychiatrie (Maßregelvollzug) für psychisch kranke und suchtkranke Straftäter. Den Veränderungs- und Modernisierungsprozess in der Psychiatrie hat Pittrich nicht verwaltet, sondern mit fundiertem Wissen, persönlicher Überzeugung und großem Engagement vorangetrieben. Er entwickelte zahlreiche fachliche Aktivitäten und gab wegweisende Impulse, auch über Westfalen hinaus. Unter Pittrichs Leitgedanke „Integration statt Absonderung und Isolierung“ sind die Einführung moderner Konzepte in der Erwachsenen- wie auch in der Kinder- und Jugendpsychiatrie Meilensteine gewesen.

Psychiatriereform in Westfalen-Lippe, weg also von Großkrankenhäusern „auf der grünen Wiese“ hin zur gemeindenahen Versorgung psychisch Kranker – das war auch an Zahlen ablesbar: Zu Pittrichs Amtsantritt Ende der siebziger Jahre waren mehr als die Hälfte (57%) der damals pro Jahr rund 24.000 Patienten schon länger als zwei Jahre, fast ein Drittel sogar mehr als fünf Jahre in einer LWL-Klinik. Zwei Jahrzehnte später gab es Schlafsäle und Langzeitpatienten nicht mehr – die durchschnittliche Verweildauer in den LWL-Krankenhäusern war auf zirka 25 Tage gesunken, die Bettenzahl von achteinhalb auf dreieinhalb Tausend reduziert.

Schwere Herausforderungen, dramatische Ereignisse und menschliches Leid markierten berufliche Stationen Pittrichs vor allem im Maßregelvollzug für psychisch kranke Straftäter. Als Konsequenz aus mehreren Mordtaten forensischer Patienten des LWL-Zentrums in Lippstadt-Eickelborn Ende der achtziger und Anfang/Mitte der neunziger Jahre trieb Pittrich die Erneuerung und Entlastung der anhaltend überbelegten Klinik voran. Gegen vehemente Widerstände und Proteste bei der jahrelangen Suche nach neuen forensischen Krankenhausstandorten stand der so hartnäckige wie korrekte Sachse zu seinem Credo: „Es genügt nicht, Vorurteile nur zu beklagen. Wir müssen sie abbauen.“

Seine Grundüberzeugung bestimmte auch Pittrichs intensive Zusammenarbeit mit Erkrankten selbst, etwa bei Kritik und Beschwerden, mit Selbsthilfeorganisationen, mit Angehörigen, mit Verantwortlichen aus europäischen Nachbarländern und mit anderen Disziplinen wie etwa der Kunst und ihrem Verhältnis zur Psychiatrie.

Maßstäbe in Sachen Suchtbehandlung und -vorbeugung setzte Pittrich mit neuartigen Konzepten wie der Rückkehrhilfe für deutsche Drogenabhängige aus Amsterdam, die, ebenso wie andere Suchthilfeprojekte aus seinem Gesundheitsdezernat, inzwischen in europäisch-grenzüberschreitende Kooperationen eingemündet ist. Bundesweit beispielgebend wurde das Pittrich-Projekt „Therapie sofort“, das ausstiegswilligen Abhängigen einen mitunter überlebensnotwendigen Behandlungsplatz über Nacht statt erst nach wochenlanger Wartezeit verschaffte.

 

Seinen Lebensabend verbrachter er in Dresden, hielt aber noch den Kontakt nach Westfalen.

„Dr. Wolfgang Pittrich war fachlich hochkompetent, immer sachlich und freundlich. Er hat sich große Verdienste erworben und war für unsere Fraktion immer ein guter Ansprechpartner und wichtiges Scharnier zur Verwaltung. Wir werden ihm ein ehrendes Angedenken bewahren“, so Arne Hermann Stopsack (Fraktionsvorsitzender), Prof. Dr. Thomas Reinbold (gesundheitspolitischer Sprecher) und Kai Abruszat (Vorsitzender des Maßregelvollzugsausschusses).



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