Der Akt im Wandel – Ausstellung „Nudes“ im MuKuKu Münster

Seit vergangenem Freitag, 10.11.2023, ist im LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster die Ausstellung „Nudes“ zu sehen. Diese in Kooperation mit der Kunstsammlung Tate, London entstandene Ausstellung, beleuchtet den künstlerischen Akt und dessen Entwicklung vom 19. bis zum 21. Jahrhundert mit insgesamt 90 Werken und ist noch bis zum 14.04. zu sehen.

Die offizielle Eröffnung, an der u. a. auch Landesministerin Ina Brandes teilnahm, fand am Donnerstag statt. Die FDP-FW-Fraktion war mit dem Vorsitzenden Arne Hermann Stopsack und Maximilian Kemler, dem Münsteraner Mitglied der Landschaftsversammlung, vertreten, ebenso wie LWL-Landesrat Urs Frigger.

 

„Nudes“ ist die dritte Ausstellung, die das Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) in Kooperation mit der „Tate“ veranstaltet: Henry Moore (2016/17) und der Publikumsmagnet „Turner: Horror and Delight“ (2019/20, 137.000 Besucher) stehen für die erfolgreiche Zusammenarbeit. „Der bestehende deutsch-britische Kulturaustausch ist nicht nur eine Bereicherung für unser Museum und seine Besucherinnen und Besucher, sondern auch ein deutliches Statement für Kulturarbeit, die Grenzen überschreitet“, sagte der Direktor des LWL, Dr. Georg Lunemann.

Er fasziniert, er empört, er erregt und er inspiriert: der Akt. Er ist eines der ältesten und faszinierendsten Motive in der Kunst. Ob privat, historisch, intim oder politisch: Viele Künstler und Künstlerinnen haben den nackten Menschen in ihren Werken thematisiert.

Die Werke, die hauptsächlich aus der Tate, London, stammen, werden in Gruppen präsentiert, die von dem historischen künstlerischen Akt, den privaten und modernen Aktdarstellungen sowie surrealen Körpern bis hin zu politisch aufgeladenen und fragilen Darstellungen des menschlichen Körpers reichen.

Die Ausstellung zeigt, wie Künstlerinnen und Künstler vom späten 19. Jahrhundert bis ins 21. Jahrhundert in Malerei, Skulptur, Fotografie und Film/Video ihren Blick auf den nackten menschlichen Körper gerichtet haben. Die Werke stammen unter anderem von Auguste Rodin, Francis Bacon, Zanele Muholi, Marlene Dumas, Pablo Picasso, Tracey Emin, Alice Neel und den Guerrilla Girls. Kunstwerke aus der Sammlung des LWL-Museums für Kunst und Kultur, etwa von Edvard Munch und August Macke, ergänzen die Schau.

„Wir sind stolz, dass wir diese Werke zum Teil erstmals in Deutschland zeigen können“, sagte Museumsdirektor Dr. Hermann Arnhold. „Die Ausstellung wurde dank der großzügigen Förderung der Stiftung Kunst hoch drei, dem Stifterkreis des Museums, ermöglicht.“

Ein Höhepunkt ist die monumentale Marmorskulptur „Der Kuss“ (1901-04) von Auguste Rodin. „Der Kuss“ ist ein klassisch-stilvolles Kunstwerk, das zwei Körper idealisierter Schönheit zeigt. Die untrennbar miteinander Verbundenen gelten als Sinnbild für die wahre, leidenschaftliche Liebe. Bei dem Paar handelt es sich um zwei ehebrecherische Liebende aus Dantes Göttlicher Komödie. Als die Skulptur 1887 erstmals ausgestellt wurde, rief sie einen Eklat hervor, noch 1914 wurde „der Kuss“ in einem Nebenraum gezeigt, und selbst 1957 galt die Skulptur noch als zu skandalös, um sie auf dem Plakat für eine Ausstellung zu zeigen.

Der Schwerpunkt der Ausstellung liegt auf dem Akt und seinem Wandel, seiner Rolle in der künstlerischen Ausbildung, seiner idealisierten Wiedergabe in der Tradition der Beaux-Arts hin zu einem Fokus für Experimente. Die Darstellung des nackten menschlichen Körpers wird zu einem wichtigen Spielfeld in der zeitgenössischen Kunst in Bezug auf Macht, Repräsentation, Handlungsfähigkeit, Geschlecht und Identität.

 

Im Verlauf von hundert Jahren weist der künstlerische Akt eine immense Vielfalt auf, denn die Ideale, Ängste und Träume der Menschen, der Künstlerinnen und Künstler, und die sozialen, politischen und ästhetischen Belange, die sie mittragen, befinden sich im ständigen Wandel. „Die Ausstellung spricht Themen an, die auch aktuell von großer gesellschaftlicher Relevanz sind. Die Frage nach Machtverhältnissen, nach Geschlechtsidentitäten oder Körperidealen wird in den gezeigten Werken deutlich“, erklärte die Kuratorin der Ausstellung, Dr. Tanja Pirsig-Marshall. Auch Blicke aus verschiedenen Perspektiven auf den Körper spielen eine Rolle in den Werken. Diese Blickwinkel fordern auch Stationen zum Mitmachen heraus: „Wie sehe ich mich selbst, wie sehe ich andere, und wie fühlt sich dieses Sehen an“, werden die Besuchenden gefragt.

Zusätzlich zu den Kunstwerken bietet das LWL-Museum ein vielfältiges Begleitprogramm mit Lesungen, Konzerten und Vorträgen. Anlässlich der Ausstellung werden zahlreiche Workshops angeboten. Ein Podcast in Kooperation mit dem „Missy Magazine“ und ein Digitelling machen die Ausstellung digital erfahrbar. Alle Informationen gibt es auf der Homepage des Museums im Internet.

Die Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft der Britischen Botschafterin Jill Gallard und wird gefördert von der Stiftung kunst³, dem Stifterkreis des Museums, der LWL-Kulturstiftung, vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen und der Ernst von Siemens Kunststiftung.

 

Beteiligte Künstler und Künstlerinnen:

Francis Bacon, Willi Baumeister, Vanessa Bell, David Bomberg, Pierre Bonnard, Giorgio de Chi-rico, Sir William Coldstream, John Coplans, Magda Cordell, Lovis Corinth, Edgar Degas, Paul Delvaux, Jean Dubuffet, Rineke Dijkstra, Marlene Dumas, Tracey Emin, Sir Jacob Epstein, Max Ernst, William Etty, Rotimi Fani-Kayode, Lucian Freud, Henri Gaudier-Brzeska, Francis Gruber, Guerrilla Girls, Anthea Hamilton, Erich Heckel, Jean Hélion, Barkley L. Hendricks, Craigie Horsfield, Gwen John, Bhupen Khakhar, Willem de Kooning, Alphonse Legros, Lord Frederic Leighton, Sarah Lucas, August Macke, Henri Matisse, Ludwig Meidner, Ana Mendieta, Sir John Everett Millais, Marie-Louise von Motesiczky, Otto Mueller, Zanele Muholi, William Mulready, Edvard Munch, Alice Neel, Christopher Richard Wynne Nevinson, Sir William Orpen, Grace Pailthorpe, Bernhard Pankok, Pablo Picasso, Jackson Pollock, Man Ray, Auguste Renoir, Auguste Rodin, Christian Rohlfs, Théodore Roussel, Karl Schmidt-Rottluff, Walter Richard Sickert, Sylvia Sleigh, Jo Spence, Sir Stanley Spencer, Alfred Stevens, William Strang, Sir Hamo Thornycroft, Euan Uglow, Hannah Wilke



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