10. Westfälisches Gespräch im LWL-Landeshaus
Die FDP-FW-Fraktion im LWL hatte wieder Kommunalpolitiker aus ganz Westfalen-Lippe zum „Westfälischen Gespräch“ eingeladen. Auch diesmal entwickelte sich ein informativer und lebendiger Meinungsaustausch. Zum aktuellen Thema „Unbegleitete ausländische Kinder und Jugendliche – Gerade angekommen – und was nun?“ konnte Fraktionsvorsitzender Stephen Paul über 40 Teilnehmer im LWL-Landeshaus begrüßen.
Die Aufnahme und Betreuung dieser Kinder und Jugendlichen ist eine große Herausforderung für das LWL-Landesjugendamt und die örtlichen kommunalen Jugendämter, stellte Landesrätin Birgit Westers fest. Die LWL-Jugenddezernentin rechnete vor, das sich die Zahl der unbegleiteten ausländischen Kindern und Jugendlichen von 3.000 im Jahr 2014 auf 11.684 in 2015 in Nordrhein-Westfalen fast vervierfacht habe. Wenn Flüchtlinge als Minderjährige anerkannt worden sind, werden sie vom Jugendamt in Obhut genommen. Dann wird geprüft, ob eine Familienzusammenführung organisiert werden kann. Ist dies nicht möglich, muss ein Vormund gesucht und ein Platz in einer Jugendhilfeeinrichtung gefunden werden.
Sehr anschaulich berichtete André Lukas, Sachgebietsleiter Flüchtlingshilfe von der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. im Regionalverband Östliches Ruhrgebiet, über die praktische Arbeit mit den Flüchtlingskindern. Die Johanniter betreiben seit Oktober 2015 ein Heim für 43 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge im früheren Hotel „Zum kühlen Grund“ in Dortmund. „Unserem jungen und motivierten Team ist es wichtig, erst einmal eine Vertrauensbasis zu den oft traumatisierten Kindern und Jugendlichen zu schaffen“, so André Lukas. Sprach- und Kulturunterricht dienen als Schlüssel zur Integration. Tagesstrukturen erleichtern den Alltag. Immer schwieriger wird es jedoch, arabischsprachiges Personal zu finden.
Der liberale Bürgermeister der Gemeinde Stemwede im Kreis Minden-Lübbecke, Kai Abruszat, betonte die große Leistung der Kommunen bei der Flüchtlingshilfe. Allerdings droht die Handlungsfähigkeit der Kreise, Städte und Gemeinden in anderen Aufgabenbereichen zu leiden. „Die kommunale Infrastruktur ist schon überreizt“, stellte Kai Abruszat fest, der auch Landesvorsitzender der Vereinigung Liberaler Kommunalpolitiker (VLK) ist. Von der Landesregierung erhalten die Kommunen in Nordrhein-Westfalen im Vergleich zur Situation in anderen Bundesländern eher wenig Unterstützung. Dabei müsse den Verantwortlichen in Düsseldorf klar sein, so Kai Abruszat weiter, dass die Integration der einreisenden Ausländer nicht in den Amtsstuben der Ministerien, sondern nur vor Ort gelingen kann.
In der von Philip Schmidtke-Mönkediek, Mitglied im LWL-Landesjugendhilfeausschuss, moderierten Diskussion ging es um die Bildungschancen und beruflichen Perspektiven der ausländischen Kinder und Jugendlichen bei uns in Westfalen-Lippe und um die schleppende Kostenerstattung der kommunalen Maßnahmen durch das Land.
Beim geselligen Imbiss im Innenhof des LWL-Landeshauses nutzen viele Teilnehmer im persönlichen Gespräch noch die Gelegenheit zum Kennenlernen und Erfahrungsaustausch untereinander.
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