7. Westfälisches Gespräch: „Burnout – Modediagnose, Volkskrankheit oder was steckt dahinter?“

Fraktionsvorsitzender Stephen Paul (1.v.r.) und gesundheitspolitischer Sprecher Dr. Thomas Reinbold (1.v.l.) mit den Gastexperten Dipl.-Psych. Nadine von Rothkirch (2.v.l.), Marco Bonacker (3.v.l.) und Prof. Dr. Hans Jörg Assion (2.v.r.).
Mit der Veranstaltungsreihe „Westfälische Gespräche“ bietet die FDP-FW-Fraktion der Landschaftsversammlung Westfalen-Lippe politischen Entscheidungsträgern aus unserem gesamten Landesteil eine Gelegenheit zum Kennenlernen, Wiedersehen und zum Austausch von Gedanken und Erfahrungen an.
Erfahren Sie hier mehr über das Westfälische Gespräch 2011.
„Burnout – Modediagnose, Volkskrankheit oder was steckt dahinter?“ war Thema des 7. Westfälischen Gesprächs der FDP-FW-Fraktion beim LWL. Zahlreiche Kommunalpolitiker waren auch diesmal der Einladung gefolgt und konnten vom FDP-FW-Fraktionsvorsitzenden Stephen Paul und dem gesundheitspolitischen Sprecher Dr. Thomas Reinbold im LWL-Landeshaus in Münster begrüßt werden.
Die Gesprächspartner hörten einleitend Impulsvorträge von verschiedenen Gesundheitsexperten. Zunächst ging Prof. Dr. Hans Jörg Assion, Ärztlicher Direktor der LWL-Klinik Dortmund, auf die Historie von Burnout ein. Schon in den 1960ger Jahren verhalf der Roman von Graham Greene mit dem Titel „A Burnt-Out Case“ dem Begriff „Burnout“ zu größerer Popularität. Viel später, Mitte der 70ger Jahre beschäftigte sich die Wissenschaft mit dem Thema. Und noch heute kann das Burnout-Syndrom wissenschaftlich nicht exakt erfasst werden, ist wenig erforscht und es gibt keine Evaluation dazu. Trotzdem ist ein hoher Krankenstand auf der Grundlage von Burnout zu verzeichnen, obwohl es diese Diagnose gar nicht gibt. Viele berufstätige Menschen fühlen sich insbesondere durch ihre Arbeit überfordert. Mobbing im Beruf und Burnout haben viele Verbindungspunkte. Kommt es zum Burnout, sind die typischen Kernsymptome emotionale Erschöpfung, subjektiver Leistungsabfall und eine negative, oftmals gereizte Einstellung.
Im Anschluss stellte Dipl.-Psychologin Nadine von Rothkirch von der Psychotherapeutischen Ambulanz der Universität Bielefeld, Bielefelder Institut für Psychologische Psychotherapieausbildung, die psychotherapeutischen Aspekte vor. Burnout kann als Vorläufer oder Prädiktor einer Depression gesehen werden. Unbestritten ist aber, dass das Endstadium eines stark ausgeprägten Verlaufes eines Burnout sich von einer Depression nicht mehr unterscheiden lässt. Entsprechend der Vielzahl von Faktoren, die das Entstehen der Erkrankung beeinflussen, muss die Behandlung verschiedene Ansatzpunkte umfassen. Unterschiedliche Strategien zur Stressbewältigung sowie eine Burnout-prophylaxe, wie z.B. eine gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung, Pflege außerberuflicher sozialer Kontaktewurden etc. wurden vorgestellt. Als weiterer Gastexperte sprach Marco Bonacker, wissenschaftlicher Referent der Katholischen Sozialwissenschaftlichen Zentralstelle Mönchengladbach über die sozialethischen Aspekte. Will der Mensch sich in einer freien und gleichen Gesellschaft profilieren, geschieht dies durch Leistung und Arbeit. Entsteht hier eine Überbelastung und können keine Ausgleichsmechanismen mehr geschaffen werden, die dem Leistungsbegriff auch Räume der Ruhe entgegensetzen, entsteht eine überforderte Gesellschaft. Heute herrscht ein neues Verständnis von Zeit. Will man den Herausforderungen der Zeit adäquat begegnen, sind wir alle gleichermaßen betroffen.
Im Anschluss gab es einen intensiven Gedankenaustausch und die Teilnehmer des Westfälischen Gesprächs diskutierten mit den Gastexperten verschiedene Aspekte rund um das Thema Burnout.

